Zwei sehr interessante Vorträge und eine anschließende Vorführung zum Thema Pflanzenkohle begeisterte am Freitag, 2.9.22 im Stadthaus die Zuhörer. Die Veranstaltung wurde von Frau Sarah Zarin Klimaschutz Management der Stadt Bargteheide, der Initiative Bargteheide Zero und der VHS Bargteheide gemeinsam angeboten.

Zum Einstieg berichtete Frau Regina Thomsen wie man Pflanzenkohle im Garten entweder in einem gepflasterten Feuertrichter oder einem speziellen Kon-Tiki Ofen herstellt.

Dazu sollten der Holz- oder Heckenschnitt, die Spelzen oder sonstige Biomasse aus Landwirtschaft, Garten etc. sehr trocken sein und möglichst unter Ausschluss von Sauerstoff bei sehr hohen Temperaturen (über 450°C) verbrennen. Diesen Vorgang nennt man Pyrolyse. Dabei wird CO2 gebunden und in der Kohle gespeichert.

Verbrannt werden dabei lediglich die Holzgase. Ist dieser Prozess abgeschlossen, wird die Pflanzenkohle abgelöscht, um ein weiteres verbrennen zu Asche zu verhindern. Im besten Fall geschieht dies mit Flüssigkeiten, die schon Nährstoffe enthalten, wie Urin oder Gülle. Auf Grund ihrer physikalisch-chemischen Eigenschaften ist die Pflanzenkohle dann in der Lage in ihren winzigen Poren sowohl Nährstoffe (Calcium, Kalium, Magnesium, Phosphor) als auch Wasser zu binden. So kann sie bestens als Dünger und Wasserspeicher zur Bodenverbesserung eingesetzt werden. Weitere Nährstoffe und sogar Nitrat, Toxine und Schwermetalle können gebunden werden.

Es gibt noch viele andere Einsatzmöglichkeiten beispielsweise als Einstreu in Stallungen. Dort vermindert sie nicht nur Gerüche, sondern sorgt für bessere Hygiene und eine bessere Gesundheit der Tiere. Man kennt Aktivkohle bereits medizinisch bei Magenbeschwerden.

Zur Pyrolyse im Garten führte Susanne Bein im Anschluss ihren privaten Pyrolyseofen vor. Sie ist nicht nur Mitglied von Bargteheide Zero, sondern auch im Fachverband Pflanzenkohle e.V. und kennt sich mit dem Thema bestens aus.

Der zweite Vortrag von Erik Zerna (Firma Econnext) zeigte die vielfältigen, zukunftsweisenden Einsatzmöglichkeiten in größerem Maßstab. Baut man die industriellen Pyrolyseanlagen direkt dort, wo große Mengen organischer Abfallprodukte anfallen, und entwickelt einen Energiekreislauf, so kann nicht nur die Kohle zum Carbon Capture beitragen, sondern auch die Rückgewinnung der Wärme zu Energieeinsparung führen. Im Hamburger Hafen beispielsweise werden die Kakaoschalen einer Schokoladenfabrik direkt nebenan in einer langen Pyrolyseschnecke karbonisiert. Die Abwärme aus dem Ofen wird direkt wieder in die Fabrik geleitet, wo sie hilft, Erdgas und Strom zum Heizen der Herstellungsvorgänge zu sparen. Das Endprodukt, die Kohle wird zur Bodenverbesserung verkauft und soll bald in der Düngemittelindustrie Verwendung finden. Weitere spannende Projekte sind in Afrika beim Pyrolysieren von Maiskolben und Düngen der Bananen -oder Kakaoplantagen entstanden oder in Deutschland an Getreidemühlen, wo die Getreidespelzen karbonisiert werden.

Die Firma sucht weitere Einsatzbereiche, wo auch die Abwärme des Pyrolysevorgangs zu Fernwärme oder für andere Prozesse genutzt werden kann.

Fazit: Je mehr CO2 der Atmosphäre auf diese Weise entzogen wird und je besser die Kreisläufe geschlossen werden, desto mehr Benefit fürs Klima.

Allerdings kann auf diese Weise allein das Klima nicht gerettet werden. Vor allem Einsparungen im Verbrauch und viele, viele weitere Maßnahmen werden uns zum Ziel führen. Aber die Pflanzenkohle ist ein guter Schritt, gleich die Auslaugung der Böden und die Tiergesundheit in den Ställen zu verbessern. Die Frage ist, ob Bargteheide mit einer Pyrolyseanlage dazu beitragen kann.

www.bargteheidezero.de

www.vhs-bargteheide.de

www.fachverbandpflanzenkohle.org

ESt. 6.9.22