Das hier ist keine Ankündigung, sondern eher eine Entschuldigung. Dem ein oder anderen ist es vielleicht aufgefallen: Die letzten sieben Tage war es etwas ruhiger bei uns. Das hatte einen einfachen Grund:
Benjamin und ich (Claudia) waren eine Woche unplugged. Ohne Strom. Freiwillig.
Denn wir wollten herausfinden: Welchen Wert hat Strom?
Klar, am Ende des Monats etwa 33 Cent pro Kilowattstunde. Aber welchen Preis hat Strom unabhängig davon, wie viel Geld wir dafür jeden Monat bezahlen?
Strom ist für die meisten von uns selbstverständlich. Morgens Licht an. Dann Instagram und die Nachrichten mit dem Handy checken. Kaffeemaschine an. Laptop hochfahren. Arbeiten. Mittags vielleicht was kochen oder das Essen in der Mikrowelle warm machen. Zoom-Konferenz mit den Kollegen. Abends vielleicht eine Tiefkühlpizza im Ofen und dann gemütlich vor den Fernseher. Ganz nebenbei läuft natürlich den ganzen Tag der Router, um uns mit WLAN zu versorgen.
Was wir bei all diesen Selbstverständlichkeiten häufig vergessen ist, dass für all das Strom benötigt wird. Viel Strom. Und für Strom brauchen wir Energie. Viel Energie.
Wenn wir uns in der Vergangenheit Gedanken über Strom gemacht haben, kommt unser Ökostrom eventuell aus Windkraft, Solarenergie oder Wasserkraft. Wenn nicht, dann wird für unseren Strom Kohle oder Atomkraft benötigt. Finanziell gibt es eigentlich keinen Unterschied. Sollte es aber. Denn für die Umwelt und das Klima macht es einen Unterschied.
Um zu zeigen, welchen Wert Strom in unserem Leben wirklich hat, starteten wir das Experiment. Eine Woche ohne Strom.
– Kein Kühlschrank
– Keine Kaffeemaschine
– Kein Fernseher
– Keine Mikrowelle
– Kein WLAN
– Kein Licht
– Kein Handy laden
– Kein Herd
Unsere Erfahrungen inkl. Fotos haben wir euch in dem nachfolgendem Tagesberichten festgehalten.
Tag eins ohne Strom (05.11.2021)
Unser Experiment ist gestartet. Eine Woche ohne Strom. 😉
Erste Amtshandlung heute morgen: Kühlschrank und Tiefkühlfach leer machen. Die Sachen aus dem Kühlschrank sind jetzt auf dem Balkon und die aus der Tiefkühltruhe bei meinen Eltern.
Zweiter Schritt: Kühlschrank sauber machen und abtauen. Das war auch dringend nötig. Zum Glück gibt es kein „Vorher-Bild“. 😅
Mittagessen ohne Strom. Kalten Kartoffelsalat mit Paprika, Kräutern und eingelegten Tomaten.
Weil die gekochten Kartoffeln vom Vortag waren und über Nacht draußen standen, waren sie eiskalt. 😬 Darum haben wir sie ein wenig mit Teelichtern auf Zimmertemperatur erwärmt. 😂
Tag zwei ohne Strom (06.11.2021)
Tag zwei in unserer Woche ohne Strom beginnt. Und ich darf euch unser Samstagfrühstück präsentieren. 😁
20 Minuten hat es etwa gedauert bis wir das Wasser für zwei Becher Kaffee lauwarm hatten. 😬
Der Toaster blieb ebenfalls aus und daher haben wir einfach die kalten Croissants dazu gelegt.
Erstes Fazit: Kerzen rußen ganz schön. Überall haben wir schwarze Flecken. 🙈
Für dieses kleine Frühstück hätten etwa 25 durchschnittliche Radfahrer:innen zwei bis drei Minuten in die Pedale treten müssen. Ganz schön wertvolles Frühstück.
Abendessen schnippeln mit Solarlampe. Geht. 😅 Tagsüber auf dem Balkon aufgeladen und Abends dafür etwas Schummerlicht gehabt.
Bei diesem Wetter heute war allerdings nicht viel mit Solarenergie.
Erstaunlich ist, wie wenig Licht man tatsächlich braucht und wie praktisch Deckenlampen sind. Irgendwie habe ich Abends ständig nur eine Hand frei, weil ich in der anderen gerade eine Lampe habe. 😂
Tag drei ohne Strom (07.11.2021)
Tag drei ohne Strom begann sehr dunkel. Heute morgen war es so regnerisch und bewölkt, dass wir ohne Licht nicht mal lesen konnten.
Und lesen ist mit Brettspielen und Reden so ziemlich die einzige Freizeitbeschäftigung bei uns im Moment. 😅
Benny kam auf die gute Idee mit dem Fahrradlichtern, die wir uns an die Kleidung klemmen. 🙃
Leider war der Tag insgesamt so düster, dass das kleine Solarpanel bei uns die Powerbanks nicht geladen bekommen hat. 😢 Die nächsten Tage müssen wir daher wohl mit Licht und Handyakku sparsamer umgehen als bisher. 🙈
Tag vier ohne Strom (08.11.2021)
Tag vier ohne Strom. Wir fangen an, Akku zu sparen, wo wir können. Denn leider gab es die letzten Tage so wenig Sonnenschein, dass das Solarpanel unsere Handys nicht aufladen konnte.
Langsam wird es ernst. 😬
Also alles auf Energiesparmodus. Bildschirm-Helligkeit reduzieren, Bluetooth und Standort aus und nicht ständig bei Instagram surfen. 🙈
Das Wochenende war doch recht einfach zu überstehen, weil wir unterwegs waren. In der Woche Abends ist es schwieriger, wobei man sich an das wenige Licht von Kerzen und Fahrradlampen gewöhnt. Auch Fernsehen auslassen, ist OK. Ein bisschen fehlt mir warmes Essen und meine Wärmflasche und Tee, denn es ist schon recht kalt in unserer Wohnung.
Die Lebensmittel auf dem Balkon haben leider eine Dusche bekommen. Wir hoffen, dass es ihnen nicht so viel aus macht. 😬
Kleine Herausforderung an Tag vier: Ich musste mit dem Auto in die Firma nach Hamburg (das erste Mal in 10 Jahren) und ich kannte den Weg nicht. Um den Akku des Handys zu schonen, musste ich leider ohne Navi fahren. 😅 Geht auch. Einfach auf die Wegweiser achten. 😉
Tag fünf ohne Strom (09.11.2021)
Tag fünf ohne Strom und wir haben ein bisschen Hoffnung. Denn die Sonne scheint und wir konnten zwei Powerbanks zur Hälfte laden. 😅
Langsam wirds auch Zeit, denn die Handyakkus sind gefährlich leer.
Wir sehen an unserem Experiment, dass es viel gibt, auf das wir verzichten können. Das Handy gehört aber nicht dazu. 😂
Fernsehen zum Beispiel fehlt mir gar nicht. Toaster auch nicht. Nach fünf Tagen auch noch nicht die Waschmaschine oder der Geschirrspüler. Noch nicht. 😉
Wir sehen aber auch, dass ein Leben ohne Strom viel Planung bedarf. Wann scheint die Sonne? Muss ich rechtzeitig die Lampen laden? Hat man vergessen, dass Sonnenlicht zu nutzen, ist man Abends am A… 🙈
Sauber machen zum Beispiel geht nur bei Tageslicht. Abends sieht man den Dreck nämlich nicht. Man kann ihn aber sehr wohl fühlen. 😉
Außerdem lernt man Dinge schätzen, die mechanisch ohne Strom funktionieren. Was für eine schreckliche Vorstellung, die Toilettenspülung liefe über Strom? 😱
Daher an dieser Stelle ein Hoch auf die Mechanik. Danke, dass es dich gibt. 💛
Tag sechs ohne Strom (10.11.2021)
Tag sechs ohne Strom und es ist weiterhin dunkel. Auch im Treppenhaus.
Langsam fehlen mir einige elektrische Geräte. Ich würde zum Beispiel gerne wieder Tee trinken oder Spaghetti mit Tomatensauce essen. 😂
Da ich heute allerdings viel draußen war, fällt der Stromverzicht nicht so sehr auf. Erst Abends wird es schwierig, wenn man sich normalerweise digital oder linear berieseln lässt.
Eins ist mir schon jetzt klar geworden: Das meiste, was wir mit Strom betreiben, dient unserem Komfort oder unserer Ablenkung. Nur sehr wenige Dinge sind wirklich wichtig für unser Leben.
Zwei Dinge zum Beispiel in sechs Tagen, die wichtig gewesen wären, konnten wir ohne Strom nicht erledigen:
1. Online Überweisung tätigen
2. Etwas aus hygienischen Gründen abkochen
Alles andere wäre nice to have, aber nicht wichtig. 😉
Fest steht auch, elektronisches Licht hat einen ganz besonderen Wert. Das Leben ist so unglaublich eingeschränkt ohne Licht.
Ich freue mich wirklich schon sehr darauf, wenn am Freitag wieder alles möglich ist. Vieles werde ich aber wohl anders sehen nach dieser Woche. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, welche Energie für unser komfortables, digitales Leben notwendig ist. Würde man versuchen, seinen Strombedarf z. B. über Fahrrad fahren zu decken, man würde es nicht schaffen. Allein für einmal Toaster und einmal Wasserkocher an, müsste 20 Radfahrer auf dem Rad strampeln.
Denkt mal daran, wenn ihr euch nächstes Mal Tee oder Kaffee kocht. 😉
Tag sieben ohne Strom (11.11.2021)
Tag sieben ohne Strom. Die Powerbanks sind leer. Die Fahrradlampen, mit denen wir ein bisschen Licht erzeugt haben, sind leer. Und mit den restlichen 23 % Handyakku versuche ich gerade den letzten Instagram-Beitrag in unserer Woche ohne Strom zu schreiben.
Seit heute morgen läuft mein Handy aus „Super-Sparmodus“. Lediglich die Messenger-Dienste, wie WhatsApp laufen noch. Alle anderen Funktionen des Handys sind aus. 🙈
Da wir jetzt nur noch Kerzenlicht haben, ist es hier richtig dunkel. Man kann das Essen so gut wie nicht sehen (was bei geretteten Lebensmitteln ein echtes Problem ist, weil man auch den Schimmel schlecht sieht 😂).
Man findet im Schrank nicht die richtigen Klamotten, wenn man nicht mit der Kerze in den Kleiderschrank will. 😬
Schminken ist praktisch unmöglich. 😅
Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, morgen wieder Strom zu haben. Meine To do Liste ist in dieser Woche sehr angewachsen. Und endlich wieder Tee!
Aber es waren auch schöne ruhige Abende. Auch wenn ich nicht uneingeschränkt auf Strom verzichten will, kann ich einen Abend Strom-Detox nur empfehlen. 😉
Was ich jetzt auch schon sagen kann, ich werde zukünftig Strom viel mehr zu schätzen wissen. Strom macht das Leben so viel einfacher, aber auch schneller und unruhiger.
Wahrscheinlich werde ich auch nach unserem Experiment häufiger Geräte auslassen und andere Wege stattdessen ausprobieren. Denn vieles, was man an elektronischen Dingen hat, braucht mam nicht wirklich.
Wirklich wichtig in der heutigen digitalen Zeit ist eigentlich nur das Handy, das alles kann, Internet und Licht.
Mit dieser Einsicht wünsche ich euch einen schönen Abend und Danke euch vielmals, dass ihr uns durch dieses Experiment begleitet habt. 😘
Tag eins nach einer Woche ohne Strom (12.11.2021)
Wir haben es geschafft. Wir haben unser Strom-Experiment tatsächlich durchgezogen.
Erstaunt hat mich, dass es gar nicht so hart war, wie gedacht. Zwar nicht wirklich komfortabel und manchmal echt nervig, aber nicht unmöglich. Was mich aber noch mehr erstaunt hat, ist, dass wir sehr viel Aufmerksam damit erregt haben.
Das ist großartig! Vor allem, wenn wir dadurch erreicht haben, dass viele Menschen sich jetzt mit dem Thema Strom auseinander setzen und der ein oder andere ggf. über seinen Stromverbrauch nachdenkt. Muss das Licht an sein, wenn es draußen hell ist? Muss im Sommer der Ofen an? Kann man Abends statt Fernsehen auch Spiele spielen oder lesen?
Meine Ausgangsfrage an mich selbst war: Welchen Wert hat Strom?
Die nüchterne Antwort auf diese Frage lautet: 6,29 Euro
Diesen Betrag haben wir in unserer Woche ohne Strom gespart.
Der tatsächliche Wert von Strom ist jedoch um ein Vielfaches höher. Eine Freundin schrieb gerade: „Wir sind es von klein auf gewohnt, dass immer genug Strom da ist.“ Ich finde das bringt es auf den Punkt. Stromausfälle oder Blackouts kennen wir eigentlich nicht.
Auch Benny und ich konnten aus bestimmten Routinen nicht raus. Bestimmt 50 mal haben wir auf Lichtschalter geklickt und stutzten dann kurz, weil nichts passierte. Ständig sind wir ohne Fahrradlampe aus dem Raum gerannt und standen im Dunkeln.
Die ständige Sorge, dass der Handyakku nicht reicht, war das Schlimmste. Und das fehlende Licht.
Wir haben insgesamt 55 elektrische Geräte, die unmittelbar mit Strom funktionieren und 34 elektrische Geräte mit Akku. Das sind 89 Geräte, die Strom benötigen.
Mein Fazit also: Man kann auf vieles elektrisches Verzichten, auch dauerhaft. Fernsehen zum Beispiel und Toaster sowieso. Auf drei Dinge allerdings nicht:
Handy, Internet und Licht
Für Strom benötigt man #Energie. Viel Energie. Mehr als wir selbst erzeugen könnten. Lasst uns also wertschätzend und sparsam damit umgehen und auf erneuerbare Energien setzen, damit auch unsere zukünftigen Generationen auch noch diesen Luxus haben werden.